Krankheitsabwehr in der TCM – Teil 1

Das Konzept von Immunität in der TCM

Essgewohnheiten, Nahrungsmittel und Kräuter zur Stärkung des Abwehrsystems

 

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gilt ein Organismus als gesund, wenn Yin (= Substanzen wie Blut, Flüssigkeiten, Knochen, Muskeln, etc.) und Yang (= Organfunktionen, Stoffwechsel, Energie wie Gedanken, Handlungsmotivation, Lebenslust) im Gleichgewicht sind und ein reibungsloser, ungehinderter Qi-Fluss gewährleistet ist.

Qi entsteht aus Yin und Yang und ist gleichzeitig der Mittler zwischen Materie und Energie. Es versorgt alle Organe und Strukturen mit Nährstoffen und schützt vor pathogenen Einflüssen. Für ein funktionierendes Immunsystem im modernen westlichen Sinn muss genügend Qi vorhanden sein.

Drei Organebenen sind für die Entwicklung und Funktion unserer Krankheitsabwehr ausschlaggebend: Die erste Ebene stellt die Niere dar, die Wurzel von Yin und Yang. Die zweite Ebene ist der Verdauungstrakt, bestehend aus Magen, Milz (diese wird von TCM-PraktikerInnen im Westen oft mit der Bauchspeicheldrüse verglichen), Zwölffinger-, Dünn- und Dickdarm. Die dritte Ebene, die unsere Immunität beeinflusst, ist die Lunge.

Die Niere, die erste Ebene, ist vergleichbar mit unseren westlich medizinisch definierten Erbanlagen und wird hauptsächlich bestimmt durch die Konstitution der Eltern, die Lebens- und Essgewohnheiten der Mutter während der Schwangerschaft sowie die Pflege und Fürsorge für das Neugeborene bis zum dritten Lebensjahr, wobei hier die Nahrungszufuhr eine besondere Rolle für die Ausbildung des Verdauungstraktes – der zweiten für die Immunität zuständigen Organebene – spielt.

Für die Vorbereitung einer Schwangerschaft, um ein gesundes Kind zu gebären, gelten in der TCM ähnliche Regeln wie in der modernen westlichen Medizin. Die zukünftigen Eltern sollten ausgewogen essen, genügend schlafen und von Genussmitteln wie Alkohol und Tabak Abstand nehmen. Während der Schwangerschaft sollte die Mutter nicht zuviel Rohkost und kalte oder denaturierte Nahrungsmittel zu sich nehmen, da dadurch die Niere des Fötus bereits im Mutterleib ausgekühlt wird und als Folge nach der Geburt nicht genügend Qi produziert werden kann. Auch sollten werdende Mütter scharf gewürzte Speisen meiden, da dadurch Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Ekzeme beim Baby ausgelöst werden können. Idealerweise besteht die Ernährung bis zum dritten Lebensjahr anfänglich aus Muttermilch, dann aus Kartoffeln und Wurzelgemüse, besonders Karotten, Äpfel und Birnen, und später zusätzlich aus Haferporridge. Alle Nahrungsmittel sollten gekocht werden, da Rohkost den Verdauungstrakt des Babies/Kleinkindes auskühlt und das Verdauungsfeuer schwächt, sodass die Resorption wichtiger Nährstoffe verhindert wird. Bananen, Zitrusfrüchte und Südfruchtsäfte sollten wegen ihres auskühlenden und verschleimenden Effekts gänzlich gemieden werden. Zur Stärkung des Verdauungstraktes bei Kleinkindern mit schwacher Verdauung, blassen Lippen und blasser Zunge ist Fencheltee geeignet. Bei Kindern mit auffallend roten Lippen, roter Zunge und Hitze- bzw. Unruhezeichen ist Melisse oder Kamille besser geeignet, eventuell gemischt mit etwas Fenchel. Strikt gemieden werden sollten denaturierte Nahrungsmittel (Mikrowelle, raffinierte Produkte wie Trockensuppen, etc.), da sie dem Körper mehr Nährstoffe entziehen als sie zu liefern vermögen und auf diese Weise das Nieren-Qi entleert wird, sowie Tiefkühlkost und Sojamilchprodukte, weil sie das Yang bzw. das Verdauungsfeuer schwächen. Süßigkeiten sollten nur in Form von getrockneten Früchten, Kompotten, Hirse- oder Polentabrei mit Obst und Rosinen und dergleichen gegeben werden, nicht aber in Form von Schokolade, Zuckerln, Fruchtzwergen oder Fruchtjoghurts. Milchprodukte werden meistens toleriert, allerdings verschleimen sie in Verbindung mit Zucker und/oder Südfrüchten. Bei Unverträglichkeit von Kuhmilchprodukten werden in vielen Fällen Schafmilch- oder Ziegenmilchprodukte gut vertragen.

 

Die zweite Organebene, die für die Ausbildung des Abwehrsystems zuständig ist – der Verdauungstrakt – muss fähig sein, aus den Nahrungsessenzen genügend Qi zu extrahieren, um uns am Leben zu erhalten. Hierfür eignen sich besonders gut alle Wurzel- und Knollengemüse wie Kartoffeln, Karotten, Petersilwurzeln, Sellerie, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Lauch, alle Kürbisarten, Rindfleisch, Karpfen, Hirse und Hafer. Westliche Kräuter wie Bohnenkraut, Liebstöckl, Oregano, Majoran, Lorbeerblatt, frischer Ingwer, Kümmel, Fenchel und Anis verhindern das Liegenbleiben der aufgenommenen Nahrung in Magen und Darm und somit die Bildung von Stoffwechsel-Abfallprodukten (in der TCM als „Feuchtigkeit“ und „Schleim“ bezeichnet).

Weiters kann der Verdauungstrakt gestärkt – und somit die Qi-Produktion gefördert – werden durch Bewegung, regelmäßiges und warmes Essen sowie durch ein nahrhaftes Frühstück zwischen sieben und elf Uhr vormittags (= Organuhrzeit von Magen und Milz).

 

Als generell immunschwächend gelten in der TCM folgende Nahrungsmittel und Essgewohnheiten:

In der Mikrowelle zubereitete Speisen: das Qi der Speisen wird dadurch zerstört.

Tiefkühlkost: enthält nicht mehr soviel Qi wie frische Nahrungsmittel und Kleinkinder, ältere oder kranke Menschen können nicht mehr genügend Qi daraus beziehen.

Raffiniertes Essen: weißes Mehl, „Fast food“, Zucker. Das einzige Süßungsmittel, das die Milz/Bauchspeicheldrüse nicht angreift, ist Stevia, das allerdings in der EU verboten ist.

Überessen: führt zu Nahrungsstagnation und Fäulnisprozessen, wodurch die Resorption behindert und die Entstehung von Pilzen gefördert wird.

Rohkost kurz vor dem Essen: kühlt das Magen-Qi bzw. das Verdauungsfeuer ab und kann in weiterer Folge zu Nahrungsstagnation mit Völlegefühl und Blähungen führen.

Essen spätabends: blockiert die Funktion von Leber und Gallenblase, bringt die Verdauung zum Stillstand, verursacht Fäulnisprozesse, Stagnation von Blut und Qi und die Entstehung von „Schleim“ sind die Folge.

Rohkost und Milchprodukte abends: kühlen den Verdauungstrakt ab und können um diese Zeit nicht mehr verdaut werden.

Tierisches Protein im Übermaß: erhöht diverse Krankheitsrisiken wie Arteriosklerose und Krebs.

Minderwertige Öle, Margarine: werden als unverdauliche Abfallprodukte abgelagert (Zellulitis, Arteriosklerose, etc.)

Bestrahlte und geschwefelte Nahrungsmittel

 

Chavy Maria Michalitsch

 

Tel: 06991-969 65 17

Web: www.tcm-beratung-wien.at

 

Organpaare wie Lungen und Nieren werden in der TCM in der Einzahl genannt, da die Organe nicht 1:1 im modernen westlichen Sinn übersetzt werden können, sondern immer ein ganzer Funktionenkreis mit den zugehörigen Leitbahnen gemeint wird.

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