Migräne aus Sicht der TCM

Nahrungsmittel und Kräuter zur Vorbeugung von Migräne

Migräne: Leber und Gallenblase spielen die Hauptrolle

Laut Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) sind Leber und Gallenblase bei Migräneanfällen immer mitbeteiligt.

Falsche Ernährungsgewohnheiten, ungünstige Nahrungsmittelkombinationen und emotionaler Stress können das Qi von Leber und Gallenblase stagnieren. Der reibungslose Fluss des Qi ist somit nicht mehr gewährleistet, und das Qi kann nicht mehr im ganzen Körper verteilt werden und steigt entlang der Leber- und Gallenblasen-Meridiane aufwärts zum Kopf, was dort Schmerzen verursacht. Auch kann das stagnierende Qi den Magen angreifen, was zu Übelkeit und Erbrechen führt. Nach längerem Bestehen der Qi-Stagnation entsteht Hitze, die wiederum entlang der Leitbahnen zum Kopf aufsteigt und extreme Migräneanfälle auslösen kann. Hinzukommen oftmals Blutstase und Schleim, wodurch das Bild noch komplizierter wird.

Nahrungsmittel, die eine Migräne auslösen können, sind Alkohol, besonders Rotwein, Milchkaffee, Hartkäse, Speisen, die Glutamat und Wurstwaren, die Nitrite und Nitrate enthalten. Weiters greifen die Nahrungsmittelkombinationen fett-süß (z.B. Schokolade, Tiramisu) und fett-scharf (z.B. Wurst, schwere Speisen zusammen mit Alkohol genossen), sowie süß und scharf (z.B. Cocktails) die Leber und Gallenblase an, was sich als Migräneanfall äußern kann. Andere Faktoren wie zuviel oder zuwenig Schlaf, Hormonschwankungen, Stress und Aufregung, Klimawechsel und Temperaturschwankungen, grelles Licht, Bildschirmarbeit, starke Gerüche und große Höhen können ebenso eine Migräne auslösen.

Die Behandlung erfolgt in zwei Phasen: die präventive Behandlung zwischen den Anfällen, wobei sich hier Nahrungsmittel, westliche Kräuter, regelmäßige Bewegung, Shiatsu oder Tuina-Massage und Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation besonders eignen; weiters die Behandlung während der Anfälle selbst. Hierbei eignen sich chinesische Arzneimittel und Akupunktur am besten.

Allgemeine Ernährungsrichtlinien:

Bestimmte Nahrungsmittel können durch ihren Gehalt an Omega-3-Ölen vorbeugend wirken:

Leinsamen (vor Verzehr zermörsern), Kürbiskerne, dunkelgrünes Gemüse (Spinat, Mangold, etc.), Spirulina-Algen, Borretschkrautöl, Nachtkerzenöl, Öl der schwarzen Johannisbeere, Thunfisch, Sardinen, Lachs oder Fischöl.

Bei Migräneanfälligkeit sollte folgendes vermieden werden: Scharfe Gewürze wie Cayenne, Chili, Pfeffer, Knoblauch (bes. in Öl gebraten), Wurst, Rotwein, Hartkäse, Schokolade, Milchkaffee, Erdnuss- und Mandelbutter.

Im Falle einer auftretenden Migräne kann eine hohe Dosis Chrysanthemenblüten zusammen mit Fructus Lycii (=Bocksdornfrüchte) als Tee eingenommen werden. Eine lang gekochte Roggen- oder Reisssuppe kann die Beschwerden lindern. Am effizientesten während eines Anfalls sind allerdings chinesische Massage, Kräuter oder Akupunktur. Vermieden werden sollte Fleisch, insbesondere Geflügel und Lamm, Wurstwaren, sowie scharf gewürzte und fette Speisen.

Im folgenden möchte ich auf ein Muster eingehen, das hauptsächlich junge Frauen und vereinzelt auch Männer betrifft. Hierbei steht eine Leber-Qi-Stagnation mit einer Blut-Leere im Vordergrund, und es herrschen folgende Symptome vor:

meist einseitiger Kopfschmerz – bei Frauen perimenstruelles Auftreten, verschwommene Sicht, Photophobie, Druck- und Völlegefühl im Brust- und Seitenbereich, eventuell Brustspannen bei Frauen, Depressivität, Energielosigkeit, kalte Extremitäten, Menstruationsstörungen, breiige Stühle abwechselnd mit Verstopfung.

Die Zunge ist meist unauffällig, häufig blass mit weißem Belag. Die Behandlung erfolgt über das Harmonisieren der Leber und Stärken des Milz-Qi (Verdauungstrakt), damit wieder genügend Blut gebildet werden kann. Die Stagnation des Leber-Qi kann durch Radieschen, Sellerie, Rettich, Artischocken, Brunnenkresse, Schafgarbentee und Petersilie gelöst werden. Leinsamen, Leinöl und Nachtkerzenöl harmonisieren die Leber, indem sie das Blut nähren. Blütentees wie Ringelblumen, Passionsblüten, Rosenblüten, aber auch besonders Safran, bewegen das Qi und harmonisieren die Leber. Das Milz-Qi wird am besten durch Wurzelgemüse, Karotten, Kartoffeln, Hirse, Gerste, durch regelmäßiges Essen, warme, gekochte Speisen, Bewegung und Meditation gestärkt. Ein Übermaß an Zucker, Milchprodukten, sowie gekühlte Speisen und Getränke sollten vermieden werden. Gewürze wie Lorbeer, Oregano, Thymian, Majoran, Liebstöckel, Basilikum, Lavendel, Gelbwurz, Koriandersamen, Petersilie und Safran sollten verwendet werden. Dieses Syndrom ist auch sehr gut mit chinesischen Arzneimitteln zu behandeln, beispielsweise mit einer Abwandlung des „Pulvers des freien und entspannten Wanderers“ (Xiao Yao San Jia Wei).

Chavy Maria Michalitsch

www.tcm-beratung-wien.at

Quellen:

Paul Pitchford: Healing with Whole Foods

Bob Flaws, Philippe Sionneau: The Treatment with Modern Western Medical Diseases with Chinese Medicine

Sowie meine eigenen Erfahrungen mit Migräne-PatientInnen

Erklärungen:

Qi wird zumeist als Energie oder Lebensenergie übersetzt. Qi soll immer in Fluss sein, stagniert es, tut es weh – entweder körperlich oder emotional.

In den Leitbahnen, auch Meridiane genannt, fließt besonders viel Qi, um die Organe zu versorgen.

Blutstase, also eine Stockung des Blutflusses, kommt häufig bei länger dauernden Beschwerdebildern vor. Blutstase ist immer mit Schmerz assoziert.

Als „Schleim“ wird in der chinesischen Medizin ein Stoffwechselabfallprodukt genannt, das in den Gefäßen und Leitbahnen zirkuliert und sich an Gefäßwänden anlagern kann. Schleim wird meist durch Zucker, denaturierte Nahrungsmittel, ein Übermaß an Milchprodukten, ein Übermaß an Fleisch, Rauchen, Stress und/oder konstitutionell ungeeignete Nahrungsmittel ausgelöst.

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