Gua Sha

Gua Sha – eine effektive Heilmethode aus China

Gua Sha ist eine Schabemethode aus der chinesischen Medizin, bei der hauptsächlich am Rücken und am Nacken mit einem Utensil aus Horn, Jade, Bambus oder Porzellan (z.B. mit einem einfachen Porzellansuppenlöffel, falls nichts anderes zur Hand ist) geschabt wird, um pathogene Einflüsse an die Oberfläche und aus dem Körper rauszubringen. Das mag jetzt sehr abenteuerlich klingen für Leute, die noch nie davon gehört haben, aber es wirkt exzellent.

Meine erste Erfahrung damit war, als ich einen schweren grippalen Infekt mit relativ hohem Fieber und dem Risiko einer Lungenentzündung hatte. Mein Hausarzt, der hauptsächlich TCM (traditionelle chinesische Medizin) ausübt, machte Guasha auf meinem Rücken, das zwar während der Behandlung fürchterlich wehtat, aber danach war das Fieber weg und ich konnte endlich wieder frei atmen. Und – was mir am wichtigsten war, ich wurde ohne Antibiotika und fiebersenkende Mittel wieder gesund!

Das einzige, was bei dieser Methode von Nachteil ist, sind die Flecken, die bei der Behandlung entstehen und erst nach einigen Tagen ganz weg sind.

Es ist sozusagen das „Sha“, das „Schlechte“, das hier rauskommt, die pathogenen Einflüsse wie Wind („mich hat der Zug erwischt“), Kälte (Erkältung), Hitze (Fieber, echte Grippe, virale Infektionen), aber auch Stagnation (Muskelverspannungen, Kopfschmerzen) und Schleim (in den Bronchien, in den Nebenhöhlen usw.), die durch das „Öffnen der Oberfläche“ aus den Körper wieder raus gelangen. Interessanterweise wird die Haut dabei aber nicht verletzt oder abgeschürft – zumindest nicht sichtbar, nur diese Flecken entstehen, die aussehen wie Hämatome, also Blutergüsse. Das war auch ein Problem in den USA, wo chinesische ImmigrantInnen der Kindesmisshandlung beschuldigt worden waren, weil die Lehrer beim Turnunterricht auf die Flecken von mit Gua Sha behandelten Kindern aufmerksam worden waren. Mittlerweile wird die Methode in vielen medizinischen Zeitschriften samt Bildern von behandelten PatientInnen vorgestellt, und das Lehr- und Kindergartenpersonal in Gegenden mit chinesischen Gemeinden werden über diese Methode aufgeklärt.

Im Huangdi Neijing Suwen, dem ältesten schriftlichen Werk der chinesischen Medizin, erstmals erschienen zwischen 100 und 300 Jahren v. Chr., kann man im Kapitel 5 der „Reinen Fragen“ nachlesen: „Am besten ist es, Krankheiten auf der Ebene von Haaren und Haut zu behandeln“ (Suwen). Die wörtliche Bedeutung von Gua ist „Schaben, Reiben“, und Sha steht für den roten, aus Punkten konfluierenden „Ausschlag“, den wir absichtlich an die Oberfläche   bringen, um Stagnationen zu beseitigen und pathogene Faktoren aus dem Inneren des Körpers raus zu bringen.

Im Werk Wei Yilin aus dem Jahr 1337 („Seit Generationen überlieferte wirksame Rezepturen“) ist Gua Sha wie folgt beschrieben: „Schabe die Oberfläche von Nacken, Ellenbogen, Knie und Handgelenk mit nassem Hanf, bis punktförmige Hautblutungen auftreten. Bedecke den Körper mit dicken Kleidern und Decken. Dann verabreiche ein wenig Reisbrei oder eine Abkochung aus grünen Zwiebeln und fermentierten Sojabohnen (…) Nach dem Schwitzen wird die Krankheit geheilt sein. Dies ist eine wirksame Methode, um die Haut zu lockern und zu entspannen.“

Prof. Hao Wanshan, Beijing University of TCM, beschrieb diese Methode folgendermaßen (1991): „Gua Sha ist Akupunktur ohne Durchdringen der Haut, ein Aderlass, ohne dass Blut fließt, und eine Massage ohne direkte Anwendung der Hand.“

Was kann Gua Sha bewirken:

Blockaden von Qi und/oder Blut auflösen bzw. Stagnationen von Qi und Blut wieder zum Fließen bringen, die Oberfläche von pathogenen klimatischen Einflüssen (Wind, Kälte, Hitze) befreien, blockierte Leitbahnen durchgängig machen, Fülle beseitigen.

Diese Blockaden und Stagnationen können durch innere und äußere Faktoren ausgelöst sein. Innere Faktoren können Verspannungen aller Art sein (emotional oder durch Stress ausgelöst), die Schmerzen verursachen.

Äußere Faktoren sind vor allem Wind gekoppelt mit Kälte oder Hitze, worunter westlich medizinisch gesehen Erkältungen aller Art, grippale Infekte, Bronchitis und Pneumonien (Lungenentzündungen) verstanden werden. Weiters führen chronische Erkrankungen wie Asthma und rezidivierende (immer wieder kehrende) Sinusitiden (Nebenhöhlenerkrankungen) zu Qi- und Blutstagnation, die durch diese Methode gelöst werden kann.

Die Kontraindikationen für Gua Sha sind frische Verletzungen, offene Wunden, offene Hautstellen, Ekzeme, frische Knochenbrüche ohne vorherige Abklärung, frischer Sonnenbrand, nach Solarium, Muttermal, Abszesse, Varizen, Antikoagulation, Blutgerinnungsstörungen, die Anwendung unmittelbar vor oder nach einem  Saunabesuch und die lokale Anwendung bei Akne. Weiters sollte Gua Sha nie bei Schwangeren am Bauch angewendet werden, und generell ist oberhalb von Gelenken Vorsicht geboten.

Vor der Anwendung sollte die zu behandelnde Haut mit einem Öl oder einer Salbe eingerieben werden. Es gibt auch besondere Gua Sha – Öle wie z.B. “Gua Sha You”, aber das ist meiner Meinung nach nicht notwendig. Olivenöl ist vollkommen ausreichend.

Nach einer Gua Sha – Behandlung sollten folgende Verhaltensmaßnahmen berücksichtigt werden: keine großen körperlichen Anstrengungen, kein Sex, keine kalten Duschen oder Bäder, keine Sauna, keine Kälte-, Hitze- und Zugluftexposition, kein üppiges Essen, kein Alkohol, keine sauren Speisen bzw. Getränke.

Weitere Informationen finden Sie bei  Arya Nielsen: Gua Sha (Buch, Video);

Verlag für Ganzheitliche Medizin oder unter www.guasha.com

Hauptquelle dieses Beitrages: Dr. Monika Drechsler, Mödling

Maria Michalitsch

www.tcm-beratung-wien.at

gua-sha-photo© Maria Michalitsch

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